Zuchtlachs: Geboren um zu leiden
Eigentlich sind Lachse Wanderer, die im Laufe ihres Lebens hunderte Kilometer durch Süß- und Salzwasser zurücklegen. Sie werden im Süßwasser geboren, ziehen weiter ins Meer und zur Fortpflanzung wieder zurück zu ihrer Geburtsstätte. Heutzutage lebt aber nur noch ein Bruchteil aller Lachse frei in der Natur, da der Bestand durch Überfischung und Klimawandel rapide gesunken ist.
Die meisten Lachse fristen in Aquakulturen ihr Dasein, wo sie auf engem Raum eingepfercht und Parasiten, Stress sowie Krankheiten ausgesetzt sind. Die Jungfische werden nach einigen Monaten in die Netzbecken gesetzt und etwa ein bis zwei Jahre gemästet. Schlachtreif sind sie in der Regel bei einem Gewicht von fünf bis sechs Kilogramm.
Noch vor einigen Jahrzehnten wurde Lachs ausschließlich geangelt oder gefangen. Dann begann Norwegen – bis heute der weltweit größte Exporteur von Lachs – mit dem Aufbau von Lachsfarmen in den Fjorden entlang der Küste.
Von der Delikatesse zum Alltagsfisch
Dabei werden viele tausend Lachse in Netzkäfigen oder Rundbecken gehalten, in denen sie sich kaum bewegen oder schwimmen können, und mit Kraftfutter gemästet. Sie leiden unter Stress; Aggressionen unter Artgenossen führen zu Wunden; Krankheiten, Pilze und Parasiten haben leichtes Spiel. Die katastrophalen Lebensbedingungen führen zu hohen Sterberaten – was billigend in Kauf genommen wird, da der Profit trotzdem stimmt. Früher wurde Lachs vor allem zu besonderen Anlässen verzehrt, heute wird auf erschwingliche Preise und Masse gesetzt.
Alarmierendes Massensterben
Die BBC berichtet von einem beunruhigenden Trend, den Forscher in den vergangenen zehn Jahren beobachtet haben. Laut Voice of Europe analysierten diese dafür Daten aus den Ländern, die für über 90 Prozent der Zuchtlachsproduktion verantwortlich waren: Norwegen, Kanada und Großbritannien. Die Zahlen machen sprachlos. Insgesamt registrierten die Forscher 865 Millionen verendete Lachse in Aquakulturen. So starben zum Beispiel allein in Schottland innerhalb eines Jahres mehr als 17 Millionen Lachse. Das norwegische Veterinärinstitut teilte laut Businessportal Norwegen mit, dass im Jahr 2023 über 62,7 Millionen Zuchtlachse in den Käfigen gestorben sind; das entspricht einer Sterblichkeitsrate von etwa 17 Prozent. Dies seien laut Edgar Brun, Abteilungsleiter für Fischgesundheit und Fischschutz, die höchsten Zahlen, die jemals verzeichnet wurden.
Die Gründe liegen auf der Hand: Ein gewaltiges Problem in den Zuchtanlagen stellt die Lachslaus dar – ein Parasit, der von Haut und Blut der Lachse lebt und in den engen Käfigen paradiesische Lebensbedingungen vorfindet. Auch die Erwärmung der Meere und die zunehmende Abhängigkeit von Technik spielten laut Forschern eine entscheidende Rolle. So bleibt nur der konsequente Verzicht auf Lachsfleisch, das bei Tierschützern ohnehin seit Jahren in Verruf ist. Für den Menschen ist der Konsum mittlerweile ohnehin nicht mehr ohne gesundheitliche Risiken. Eine konstante Gabe von Antibiotika ist in den Anlagen an der Tagesordnung, um wenigstens einige der Krankheiten in den Becken zu bekämpfen. Dem Futter wird synthetischer Farbstoff zugesetzt, der den Lachs rosa färbt. Und damit der Lachs auf den Exportschiffen länger haltbar bleibt, wird dem Futter außerdem Ethosyquin beigemischt – ein krebserregendes Pflanzenschutzmittel.