Kalender Update: Januar 2021
Unzählige Behördengänge und Durchhaltevermögen
In den letzten Monaten hat Corona nicht nur unser aller Leben auf den Kopf gestellt, sondern sämtlichen Plänen immer wieder einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht. Daher sind wir vom Tierschutzverein für den Rhein-Kreis Neuss e.V. mittlerweile ganz gut darin, schnell für Alternativen zu sorgen.
So stand unser Projekt für die Resozialisierung verhaltensauffälliger Hunde plötzlich auf sehr wackeligen Beinen. Zum Hintergrund: Seit geraumer Zeit häufen sich die Fälle, wo Hunde ins Tierheim abgeschoben werden, weil die Halter nicht mehr mit ihnen klarkommen und/oder schlichtweg völlig überfordert sind. In Zusammenarbeit mit dem Hundezentrum Cankuna haben wir es zu unserer Aufgabe gemacht, diesen Hunden eine neue und echte Chance zu geben. Das Ganze geht inzwischen so weit, dass wir auch Fälle aus anderen Tierheimen übernehmen konnten. Doch mit Corona kamen Maßnahmenkataloge, die sich nicht nur laufend ändern, sondern auch massive Einschränkungen oder gar Verbote aussprechen. Zum Schutz aller wohlgemerkt, halten wir uns selbstverständlich an Hygiene- und Abstandregeln, auch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist Pflicht. Unser Resozialisierungsprogramm jedoch wurde zuerst als "Hundeschule" eingestuft, somit als Bildungseinrichtung und diese sind laut Corona-Schutzverordnung verboten.
Doch Daniel Sprengnöder vom Hundezentrum Cankuna und unser Vereinsvorsitzender Benjamin Pasternak haben sich nicht ins Bockshorn jagen lassen, sondern direkt mit sämtlichen Zuständigen bei den Behörden gesprochen. Und natürlich haben sie es geschafft! Beide haben nicht locker gelassen und nach vielen Telefonaten und E-Mails zwischen LANUV NRW (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz) und dem zuständigen Ordnungsamt erreichten sie schließlich, dass die Verantwortlichen das Resozialisierungsprogramm als tierschutzrelevante Arbeit anerkennen und weiter genehmigen. Denn einen bereits verhaltensauffälligen Hund für weitere Wochen oder gar Monate im Zwinger zu versorgen, weil er sich nicht anfassen lässt und keine Hundetrainer mit ihm arbeiten dürfen, ist ganz klar nicht im Sinne des Tierschutzes. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir diesen Meilenstein erreicht haben und nun auch weitere Ämter in NRW einlenken. Somit dürfen mehr und mehr Hundeschulen, deren Arbeit über "Sitz", "Platz" und "Aus" hinausgeht, ihr Training wieder aufnehmen. Benjamin Pasternak macht deutlich, dass "auch die normalen Hundeschulen bis zu einem bestimmten Maß eine tierschutzrelevante Arbeit leisten! Welpen sollen im spielerischen Umgang mit Artgenossen erzogen werden! Dies muss weiterhin möglich bleiben!"
Die Raufer-Gruppe hält uns auf Trab
Derzeit sind sechs Hunde in unserer "Reso-Gruppe", die Übernahme eines siebten Hundes wird derzeit noch geprüft. Besonders stolz sind wir auf Cane Corso Rüde Marvin. Sein Schicksal hat uns besonders mitgenommen, monatelang wurde er durch die Gitterstäbe seines Zwingers gefüttert, keiner konnte ihn anfassen. Doch mit viel Geduld hat es das Team rund um Hundtrainer Daniel Sprengnöder geschafft! Marvin wurde zu einem sehr rüstigen Rentnerehepaar vermittelt und läuft heute täglich am Fahrrad mit seinem Herrchen mit. Den Maulkorb trägt er nur noch, wenn es in die Innenstadt geht. Nicht weil Marvin ihn noch brauchen würde, sondern um anderen Passanten die Angst vor dem 60 kg-Koloss zu nehmen, der lammfromm an der Leine durch die Fußgängerzone marschiert.
Dass es uns möglich war, in Martys Schicksal einzugreifen, macht uns besonders dankbar. Denn den Appenzeller-Sennenhund-Rüden haben wir tatsächlich vor der Todesspritze gerettet, es gab sogar schon einen festen Termin für deren Einsatz! Beschlossen gemeinschaftlich von einer Hundeschule und einem Tierarzt, es ist kaum zu glauben ... Und wenn wir jetzt in Martys schokobraune Augen sehen und merken, dass er happy und auf einem guten Weg ist, fühlen wir das Glück in unseren Herzen. Denn das ist Tierschutz! Man kann mit ihm bereits ohne Maulkorb arbeiten und er macht tolle Fortschritte. Die Narben auf seinem Nasenbein erinnern uns immer daran, dass er bei seinem ehemaligen Halter für fast ein Jahr über 24 Stunden täglich einen Maulkorb getragen hat ... ohne Schutz, der die Haut vor Verletzungen und Entzündungen bewahrt hätte. Für Hunde wie ihn lohnt es sich zu kämpfen.
Auch der TSV Mechernich hat von unserem Programm gehört und bat um unsere Hilfe. Zusammen mit dem Ordnungsamt Euskirchen wurde alles Nötige in die Wege geleitet und wir durften Kangal-Hündin Shila bei uns aufnehmen. Sie war in mehrere Beißereien mit kleinen Hunden verwickelt, die übel ausgegangen sind. Bei diesen Herdenschutzhunden muss man wissen, dass die Rüden die Raufereien übernehmen und die Hündinnen für das Abstecken des Reviers zuständig sind. Shila ist ein klassischer Herdenschutzhund, sie hat nicht gelernt mit kleineren Hunden umzugehen und weiß überhaupt nicht was spielen oder sich zurücknehmen überhaupt bedeutet. Die Zeit wird zeigen, ob sie derart Fundamentales noch mit ihren geschätzten 3 Jahren erarbeiten kann.
Bis nach Thüringen sind wir gefahren, um zwei weitere verhaltensauffällige Hunde zu uns ins Tierheim Oekoven zu holen. Jack-Russelmix Rudi ist einer davon und bei ihm hat sich auch wieder einmal deutlich gezeigt, dass Resozialisierung nicht immer nur mit der Erziehungsgeschichte zu tun hat. Kommt ein Hund in unser Programm, so wird zu Beginn ein tierärztlicher Check durchgeführt, um körperliche Beeinträchtigungen ausschließen zu können. Bei Rudi stellte sich heraus, dass er im Kieferbereich eine Blockade hatte und mehrere Nerven eingeklemmt waren. Und das vermutlich schon sehr lange! Das muss ihm unsagbare Schmerzen bereitet haben und man kann nur zu gut verstehen, warum er zuschnappte, sobald man nur in die Nähe seines Kopfes kam. Nachdem unsere Physiotherapeutin, Julia Fröhlich von Fröhlicher Hund, die Blockade gelöst hatte, ist Rudi seiner Rasse entsprechend quirlig und steht unter Dauerstrom, zeigt aber kein aggressives Verhalten mehr.
Malinois-Rüde Aaron kam aus einem Tierschutzverein aus Sachsen zu uns und sein Schicksal hat uns besonders betroffen gemacht. Das 38 kg-Muskelpaket wurde von einem jungen Paar angeschafft, seine Bezugsperson war der dort ganz klar der Mann. Dann bekam die Familie ein Baby und dies allein ist schon oft der Grund, weshalb ein Hund weichen muss. Hier hat das Schicksal jedoch noch härter zugeschlagen, denn der Mann verstarb und die Frau war plötzlich mit Baby und Hund auf sich alleine gestellt. Aaron kam ohne seine Bezugsperson nicht mehr klar, war immensem Stress ausgesetzt und fing an zu schnappen. So landete er schließlich im Tierheim. Wir haben bei der Arbeit mit ihm festgestellt, dass er mit Kindergeschrei schlecht klarkommt. In einer Übung stellte sich heraus, dass er auch versucht einen Streit zwischen zwei Menschen zu schlichten, indem er dazwischen geht. Ein Malinois aus einer Arbeitslinie benötigt Aufgaben! Bekommt er keine, sucht er sich welche, wie merkwürdig und gefährlich sie auch immer sein mögen. Bei Aaron hat von Anfang an die Mensch-Hund-Kombination nicht gut gepasst, diese Rasse eignet sich nicht als Familienhund, mit dem man einmal am Tag Gassi geht und der sonst im Garten sitzt.
Große Aufgabe - große Verantwortung
Wie Sie hier lesen können, ist unser Resozialisierungsprojekt eine große Aufgabe. Unsere Tierheimleiterin Frau Schulze-Maaßen hat ihren Trainerschein beantragt und dieser befindet sich derzeit im Genehmigungsverfahren. Es ist uns besonders wichtig, dass wir auch im Tierheim speziell ausgebildete Fachkräfte haben, um diesen Hunden gerecht werden zu können. Es kommt kein Hund aggressiv auf die Welt, die falschen Umstände und auch Halter treiben ihn in Verhaltensauffälligkeiten!
Wir wollen diesen unverstandenen Hunden eine echte Chance geben, und dafür benötigen wir Ihre Hilfe! Untenstehend finden Sie alle Möglichkeiten, wie sie uns unterstützen können. Wir bedanken uns von ganzem Herzen!
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